Kapitel 2 – Schaffe dir einen Überblick über deine Ziele und Ressourcen

Dr. Chris Warburton Brown, Research Coordinator, the Permakultur Assosiciation

Dieses Kapitel wird dir helfen um: ­ deine grundsätzliche Forschungsfrage zu finden ­ darüber nachzudenken, wie groß deine Studie werden soll

Deine grundsätzliche Forschungsfrage

Die richtige Forschungsfrage zu finden ist das Wichtigste bei jedem Forschungsprojekt.

Fange an mit einer einzelnen, einfachen Frage die einfach zu verstehen ist, dann überlege was du brauchst um diese Frage zu beantworten.

Wenn du zum Beispiel Mischkulturen untersuchen willst. ­ „Ich will Mischkulturen untersuchen“ ­ das ist keine Forschungsfrage weil es nicht beantwortet werden kann ­ „Welche Planzen kann man gut zusammen anpflanzen?“ ­ das ist eine Frage aber sie ist viel zu allgemein für dich um sie zu beantworten ­ „Passen Erdbeeren gut zu Erbsen? ­ ist viel besser und definiert genauer deinen grundsätzlichen Interessensbereich

Möglicherweise ist auch beantwortbar, obwohl du eine genaue Forschungsfrage später entwickeln musst, die begrenzt was du weiterhin machen wirst.

Nimm dir jetzt ein paar Minuten Zeit um dir deine grundsätzliche Forschungsfrage aufzuschreiben. Du kannst es ruhig ein paar Mal versuchen, bis du eine Frage gefunden hast mit der du glücklich bist.

Kapitel 3 – Verschaffe dir einen Überblick über das existierende Wissen

das wird dir zeigen, wie du dein Thema überprüfst, um zu sehen welche Fragen andere sich schon gestellt haben und welche Forschungen andere bereits gemacht haben. Du könntest dabei herausfinden, dass deine Forschungsfrage bereits beantwortet wurde oder du könntest Hinweise darauf finden, wie man es am besten macht. Deine Frage wird sich eventuell ändern oder entwickeln während du diesem Prozess folgst.

Die Größe deiner Studie

Jeder Forscher will handfeste Antworten auf seine Frage bekommen. Aber wenige Forscher haben die Resource um eine solche Antwort zu produzieren. Außer wenn du ein Dutzend Kollegen und zwanzig Untersuchungsstandorte hast, wirst du einen Kompromiss zwischen deinen Absichten und dem tatsächlich Möglichen machen müssen. Was du vielleicht bereits fertig verfügbar hast, ist ein Forschungsplatz (der sog. Fall), sei es dein Garten oder die öffentliche Fläche vor deiner Haustür. Dein Forschungsprojekt auf nur einen Ort zu stützen, könnte relativ geradlinig sein, aber es ist

unwahrscheinlich, Ergebnisse zu gewinnen, welche verallgemeinerbar sind. Deshalb solltest du nach weiteren Fällen und/oder Teilnehmer suchen. Wie viele Fälle sind genug? Je mehr desto besser, aber für eine einfache Forschungsfrage könnten ein halbes Dutzend gut ausgesuchte Fälle eine indikative Antwort geben, während sie ab ein Dutzend verallgemeinerbar wird. Beachte, dass eine Gemeinschaft als ein Ganzes nur ein Fall sein wird, aber wenn deine Forschung die individuellen Mitglieder der Gemeinschaft betrachtet, könnten es 30 Fälle sein.

Wenn du merkst, dass du nur auf einen Forschungsort beschränkt bist, gibt es zwei Wege um fortzufahren: Der erste ist ein schreibtisch­basierendes Forschungsprojekt, das die Forschung die andere bereits gemacht haben untersucht und daraus Zusammenfassungen erstellt werden, was keine Feldarbeit von dir selbst verlangt. Zum Beispiel, die Forschungsfrage „welche Pflanzen passen gut zu Erdbeeren?“ wurde vielleicht schon einige Male untersucht, deshalb könntest du all diese Studien ansehen und eine Zusammenfassung schreiben. Jede einzelne Studie die du betrachtest zählt als einzelner Fall. Beachte dabei, dass du kritisch gegenüber den Forschungen bist, die du bearbeitest und wende die Kriterien Seriosität, Stichhaltigkeit und Verallgemeinerbarkeit an.

Zweitens könntest du deine Forschung an einem einzelnen Fall untersuchen aber versichere dich, dass eine Kontrolle benutzt wird. Zum Beispiel, wenn du den Unterschied untersuchst wie du eine Pflanze anbaust und kultivierst, solltest du eine Seite mit der neuen Technik, die andere Hälfte mit der alten bearbeiten. Deine Ergebnisse werden nicht verallgemeinerbar sein, bis andere es wiederholt haben, aber du findest vielleicht Ergebnisse die interessant genug sind um andere zu inspirieren.

Mehr Studienfälle finden

Der einfachste Weg mehr Studienfälle zu finden ist Nachbarn und Freunde zu integrieren. Wenn du ein Schrebergarten hast, bitte andere Schrebergarten­Besitzer teilzunehmen. Wenn du Haushaltsenergieverbrauch betrachtest, frage Freunde und Familie, ob du ihre Häuser untersuchen kannst. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass Freunde und Familie aktiv für dich forschen; du wirst wahrscheinlich die Forschung in ihren Häusern oder Gärten selbst durchführe oder du könntest sie über ihre Praktiken und Meinungen interviewen.

Allerdings könntest du, wenn du etwas explizit über Permakultur erforschst, Probleme haben Freunde und Nachbarn mit genug Wissen darüber zu finden die teilnehmen.

Also involviere ein weites Netzwerk, überlege dir wo du Leute finden könntest, die an deiner

Forschungsfrage interessiert sind, wie zum Beispiel Facebook, die Permakultur ­ Diplom oder die Permakultur ­ Gemeinschaft. Leute die dir Zugang zu eventuellen Teilnehmern geben können werden Pförtner genannt.

Eine Gesundheitswarnung

Forschung liefert nicht perfekte Antworten. Über die Zeit kann es passieren, dass Antworten die einmal korrekt schienen aufgegeben werden und neue nehmen ihren Platz ein. Oft ergeben unterschiedliche Studien über die selbe Forschungsfrage unterschiedliche Antworten, was Kontroversität und Streit hervorbringt. Keiner erwartet, dass deine Antwort perfekt oder unanatastbar ist; die wirklich wichtige Sache ist, dass andere Forscher sehen können wie du deine

Ebenso sollte sich

deine Forschungsfrage auf etwas auf einem ausgedehntem geografischem Niveau fokussieren.

Studie durchgeführt hast und warum du diese Schlüsse daraus gezogen hast.

Schaffe dir einen Überblick über das existierende Wissen Dr. Naomi van der Velden, Cumbria Universität

Dieses Kapitel wird dir helfen um: ­ den Unterschied zwischen deinem Wissen und dem allgemeinen Wissen zu verstehen ­ Information zu finden (unterschiedliche Quellen und Typen) ­ Informationen zu beurteilen (Genauigkeit, Seriosität, Verbreitung) ­ Informationen aufbauen (alles zusammen bringen)

Wenn du eine allgemeine Forschungsfrage gefunden hast, ist der nächste Schritt herauszufinden, was bereits darüber bekannt ist. Manchmal beantwortet dieses zusätzliche Lesen deine Frage und lässt dir frei, etwas anderes zu untersuchen. Manchmal führt es sogar zu mehr Fragen! Oft hilft es dir deine Forschungsfrage weiter zu verfeinern.

Dein Wissen im Gegensatz zum allgemeinen Wissen

Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen dem was du weißt (oder nicht weißt) über irgendetwas, oder dem was „wir“ (die Welt als Ganzes) wissen. Zum Beispiel weißt du wahrscheinlich nicht wie man ein Flugzeug baut, aber „wir“ wissen es. Akademische Forschung hat die Absicht etwas Neues zum allgemeinen Wissen hinzuzufügen. Persönliche Forschung hat die Absicht vielleicht die eigene Neugier über etwas zu befriedigen oder zu prüfen, was im eigenen Garten passiert. Permakulturforschung ist wahrscheinlich eine Mischung aus beiden; wir wollen eine Beweisbasis liefern aus neuen Erkenntnissen aber wir wollen auch überprüfen ,ob die gleichen Ergebnisse immer in anderen Orten oder Jahren gefunden werden. Die gleiche Studie in einem anderem Gebiet durchzuführen bedeutet auch etwas Neues hinzuzufügen;

die Verallgemeinerbarkeit zu verbessern oder vielleicht herauszufinden, dass verschiedene Dinge an anderen Orten funktionieren.

Die Absicht einer „Literaturrecherche“ ist, alle aktuellen Beweise und das allgemeine Wissen über ein Gebiet zusammenzufügen. Wenn du so viel Informationen wie du finden kannst hast, überprüfst du diese Information. Durch diese Überprüfung willst du herausfinden: ­ Gebiete der Gewissheit ­ Studien von verschiedenen Leuten welche übereinstimmend und eindeutige das gleiche Ergebnis zeigen

­ Gebiete der Ungewissheit ­ Studien von verschiedenen Leuten welche nicht die gleichen Ergebnisse/unklare Ergebnisse innerhalb einer Studie zeigen ­ Gebiete welche noch nicht untersucht wurden – es gibt keine Studien!

Idealerweise willst du deine Zeit nicht damit verbringen das Rad neu zu entdecken. Obwohl es ein Argument gibt, dass das Rad immer neu definiert werden kann; aus Stein zu hölzernen Fuhrwerkrädern, zu magnesium­legierten Rennautorädern!

Wo nach Informationen suchen

Zeitschriften Artikel – wissenschaftliche Zeitschriften sind die ursprüngliche Quelle der meisten Informationen welche man in Sachbüchern, in Lesungen, in Berichten in beliebten Zeitschriften wie New Scientist, oder in den BBC Nachrichten findet. Die Themen die behandelt werden sind oft knapp und voll von Fachvokabular (jargon). Sie sind die besten Quellen für Informationen für eine wissenschaftliche Literaturrecherche, welche einen guten Überblick über ein Thema bietet und weitere gute Verknüpfungen zu anderen Studien gibt.

Alle wissenschaftlichen Zeitschriften sind mittlerweile online; sowohl die aktuelle Ausgabe als auch viele der alten Ausgaben. Leider sind derzeit viele dieser Zeitschriften nicht vorhanden ohne ein teures Abonnement, deshalb wirst du womöglich nur Zugang zum Abstract (Zusammefassung) haben, außer du hast Zugang über ein Universitäts­Abonnement (oder ein Freund macht dies für dich). Aber auch ein Abstract wird dir eine klare Idee über den Rest des Artikels geben.

Bücher – Büchereien sind ein ausgezeichneter Ort um Bücher zu finden. Wenn du einmal ein gutes Buch gefunden hast, lies am besten dessen Bibliographie und/oder Fußnoten um weitere zu finden. Versuche hier zu suchen:

­ Permakultur­Bücher – spezialisieren sich auf Permakultur oder auf Aspekte der Permakultur wie erneuerbare Energien, Lebensmittelanbau oder Vernetzung mit der Gemeinschaft. ­ Sachbücher – dieses fassen Wissen aus wissenschaftlichen Quellen zusammen und zeigen dies in einer einführenden Ausführung.

­ Bildbände ­ sind über spezielle Themen und präsentieren üblicherweise die Information in einer interessanten und einnehmenden Ausführung für Nicht­Wissenschaflter.

Wohlgemerkt, nimm sachliche Aussagen die in Büchern gemacht werden nicht als scheinbaren Wert, außer es ist richtig mit Verweisen versehen; es ist nicht immer ersichtlich wo ein Teil der Information her ist oder ob es die eigene Meinung des Autors ist.

Online – ein (verwirrender) Reichtum aus Informationen ist im Internet vorhanden. Der wirkliche Schlüssel dazu ist, zu entscheiden was gut ist und was nicht (siehe „Wie entscheiden was aufgenommen werden soll“ weiter unten). Einige gute Wege im Internet zu suchen sind:

­ Google Scholar – scholar.google.co.uk zeigt dir wissenschaftliche Artikel aus Zeitschriften und veröffentlichten Bücher. Es führt dich direkt zu dem Artikel oder Website wenn es öffentlich zugänglich ist. Man kann über Themen oder Schlüsselwörter suchen und die Ergebnisse durch Erscheinungsdatum einschränken.

­ Web Suche – suche nach Schlüsselwörtern welche sich auf dein Untersuchungsgebiet beziehen. Deine Suche zu einem speziellen Thema zu verfeinern ist eine Schlüsselfähigkeit, die man erst entwickeln muss ­ Links von Websites – ein guter Ort um eine Suche anzufangen ist, vorgeschlagenen Links einer kompetenten oder respektierten Website zu folgen

Wie nach Informationen online suchen

Die Wörter die du in deiner Suche benutzt sind wirklich wichtig. Denke an alle Arten wie du das Gleiche ausdrücken könntest (Synonyme). Sagen wir du bist an Lebensmittel anbauen interessiert, so könntest du mit jedem der folgenden Begriffen suchen: Lebensmittel anbauen, Anbauen von Lebensmitten, gärtnern, Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung, Gartenbau, Schrebergarten,

Ertrag , Ackerbau. Überlege sorgfältig was am nächsten an deine gesuchte Information herankommt. In der Tabelle unten werden dir einige Tips gezeigt, welche in Suchmaschinen genutzt werden können.

Tip * Sternchen

„“ Anführungszeichen

UND ODER

OHNE (‘­’ in der Google­ Suche)

Erklärung

Benutzt man um Begriffe mit unterschiedlicher Endung zu finden

Sucht nach genau diesem Wort

Kombiniert Wörter in einer Suche

Sucht nach mehreren Wegen um etwas zu sagen

Nimmt Wörter heraus

Beispiel Farm*

„Lebensmittel anbauen“

LebensmittelUNDanba uenUNDGarten

GartenODERSchreberg arten

„Garten“OHNESchreb ergarten „Garten“­ Schrebergarten

Gibt Ergebnisse über ‘farm’,

Nur Ergebnisse die die Wörter „Lebensmittel anbauen“ enthalten, keine Ergebnisse die nur „Lebensmittel“ oder nur „anbauen“

Bringt Ergebnisse für all diese Wörter

Gibt Ergebnisse das nur jeweils eines der Wörter enthält

Ergebnisse nur für Garten ohne Schrebergarten

Zu viele Informationen? Du könntest deine Suche mehrmals verfeinern, falls du von Informationen überschüttest wirst. Du könntest: ­ speziellere Wörter hinzufügen ­ „Ernährung“ oder „Produktivität“ oder „bester Ertrag“ ­ Begrenze dein Gebiet der Studie – UK, tropisch, Neuseeland ­ Benenne einen Zeitrahmen der Suche – innerhalb der letzten 5 Jahre, zwischen 2000 – 2014

Nicht genug Suchergebnisse? Du solltest dein Gebiet erweitern wenn du nicht genug findest, das heißt aus „ Vitamin B­ Gehalt von „Artischockenherzen“ aus Surrey, England“, könntest du: ­ ein paar Anführungszeichen entfernen ­ Synonyme verwenden – versuche „Nährstoffgehalt“ anstelle von „Vitamin“

­ Sei nicht so spezifisch – das heißt „Vitamingehalt von Artischockenherzen aus Surrey, England“ ­ Erweitere das geographische Gebiet

Wie entscheiden was man alles aufnehmen soll

Wenn du einmal viele Informationen gefunden hast, musst du alles nochmals genauer durchlesen, um zu entscheiden was am nützlichsten für dich ist. Du musst die Information die du gefunden hast bewerten. Die beste Information ist: ­ Relevant – nah verwandt an deinem Gebiet, beinhaltet spezifische Information über dein Thema

­ Sicher ­ von einer Quelle die vertrauensvoll ist. Eine Studie von Wissenschaftlern oder der Blog von jemandem? Gibt es wahrscheinlich eine Agenda die beeinflusst? Wurde es gut mit Verweisen versehen, kannst du also sehen woher der Autor die Informationen bekommen hat? ­ aktuell ­ ist es das aktuellste Wissen über dieses Thema?

Alles zusammenbringen

Bestimme Begriffe und Unterbegriffe in deinem gesamten Interessensgebiet. Bestimme in jedem Unterabschnitt: ­ starke Beweise ­ viele Studien stimmen darin überein ­ schwache oder ungewisse Beweise ­ wenige Studien oder Studien die nicht miteinander übereinstimmen

­ keine Beweise

Für den Fall, dass du starke Beweise hast, brauchst du nicht weiter nachforschen, aber bei schwachen/ungewissen Beweisen oder bei keinen Beweisen ist weitere Nachforschung auf jeden Fall nötig. Überlege in welchen der Bereiche du weiter forschen willst. Von hier an kannst du anfangen deine spezifische Forschungsfrage zu entwickeln, in dem du den Schritten im nächsten Kapitel folgst.

Das Lesen der Forschung von anderen Leuten hilft dir ein besserer Forscher zu werden

Genauso wie das Suchen nach fachlichen Inhalten solltest du deine kritischen Fähigkeiten für den Forschungsprozess selber entwickeln. Haben die Autoren ihre Absichten und Methoden klar herübergebracht? Ist der Artikel gut geschrieben und präsentiert? Sind alle Behauptungen gut von Beweisen gestützt? Fast jede Forschung, gut oder schlecht, wird dir etwas lehren wie man (oder wie nicht) forschen soll. Halte während deiner Literaturrecherche Ausschau nach Forschern denen du nacheifern kannst. Suche nach folgenden Eigenschaften:

­ Klarheit ­ Sie legen den Forschungsprozess dem sie gefolgt sind klar aus ­ Gute Fachkenntnisse ­ Guter Schreibstil ­ besonders wenn jemand komplexe Ideen einfach und interessant rüberbringen kann ­ einfache, unkomplizierte Forschungsmethoden ­ welche du für dein eigenes Projekt leihen kannst